Parasitenprophylaxe – Gesundheitsschutz für Mensch und Tier | Fachbeitrag
Tierhalterinnen und Tierhalter lieben ihre Haustiere und genießen deren Gesellschaft. Mitunter ist das Verhältnis so innig, dass Tisch und Bett miteinander geteilt werden. Regelmäßige Behandlungen mit wirksamen Zeckenmitteln und Wurmkuren sind daher unverzichtbare Hygienemaßnahmen im alltäglichen Miteinander und tragen zur Gesundheit unserer Hunde und Katzen bei.
Mit wem haben wir es zu tun?
Bei Parasiten handelt es sich um Schmarotzer, die auf Kosten anderer Lebewesen existieren. Ektoparasiten haben ihren Lebensraum auf der Körperoberfläche, also der Haut, den Ohren oder im Fell. Vertreter, gegen die wir regelmäßig Vorsorge betreiben müssen, sind Zecken, Flöhe und stechende Fluginsekten. Endoparasiten hingegen leben im Körperinneren ihres Wirtes. Wenn von „Endoparasitenprophylaxe“ gesprochen wird, sind in der Regel Magen-Darm-Würmer gemeint.
Krankheitserreger und Krankheitsüberträger
Das Wirtstier wird durch einen Befall mit Parasiten direkt beeinträchtigt. Es treten z.B. Juckreiz, Magen-Darm-Beschwerden und Mangelerscheinungen auf. Noch schwerer wiegen allerdings mögliche “Trittbrettfahrer”: Krankheitserreger ernstzunehmender Erkrankungen, die Zecken und Stechmücken als Shuttle-Service für ihre Weiterverbreitung nutzen (z.B. Leishmanien, Babesien, Herzwürmer). Darüber hinaus ist Parasitenprophylaxe ein wichtiger Schutz des Menschen vor zoonotisch relevanten Infektionen mit Spul- und Bandwürmern. Insbesondere empfindliche Gruppen – kleine Kinder, ältere oder kranke Personen und Schwangere – sind gefährdet, sich mit solchen Erregern zu infizieren.
Tiermedizinische Fachangestellte sind wichtige Vorsorgebotschafter:innen
In vielen Kleintierpraxen werden antiparasitär wirksame Medikamente im Empfangsbereich an die Kundinnen und Kunden übergeben. Dies ist im Anschluss an die Konsultation oder im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsprophylaxe des Patientenstammes möglich. Dabei sollte eine informative, bestenfalls individuelle Beratung stattfinden. Das fördert die Besitzer:innen-Compliance und hinterlässt einen kompetenten Eindruck der Praxis und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Routine-Termine wie die Jahresimpfung sind gute Gelegenheiten, um an die Wurmkur zu erinnern. Ein kleines Gespräch, z.B. mit der Frage nach dem Sommerurlaubsziel, liefert die notwendigen Informationen für die Wahl des passenden Präparates. Nach wie vor ist vielen Tierhalterinnen und Tierhaltern die Problematik von vektorübertragenen Reisekrankheiten gänzlich unbekannt.
Welches Präparat ist für wen geeignet?
Bei der Auswahl des Medikaments sind die Zulassungsbedingungen und -einschränkungen hinsichtlich Tierart, Mindestalter, Gravidität oder Laktation von grundlegender Bedeutung.
Achtung: Besonders bei Katzen und Kaninchen muss unbedingt auf die Zulassung für die Tierart geachtet werden, um lebensbedrohliche Vergiftungen zu vermeiden!
Die korrekte Dosierung erfolgt anhand des Körpergewichts. Im Zweifel wird der Patient auf die Waage geschickt. Glücklicherweise haben die gängigen Wirkstoffe zur Parasitenprophylaxe eine große therapeutische Breite (können also nicht so leicht überdosiert werden) und sind nebenwirkungsarm.
Nach welchen Kriterien wähle ich das Antiparasitikum aus?
Wirkspektrum, Wirkmechanismus (abschreckend oder abtötend), Wirkdauer und Galenik (Darreichungsform) spielen bei der Parasitenprophylaxe eine wichtige Rolle. Antiparasitika werden als Spot-On-Präparate, Tabletten, Pasten, Sprays und Halsbänder angeboten. Am besten werden die Besitzerinnen und Besitzer gefragt, ob sie Medikamente eingeben können oder es ihnen leichter fällt, äußerlich zu behandeln. Denn die beste Wurmtablette macht keinen Sinn, wenn sie nicht (vollständig) im Tier ankommt.
Es gibt kein Universal-Schema für alle Patienten!
In welchen Abständen behandelt wird, richtet sich nach den Lebensumständen des Patienten und der Wirkdauer des Medikaments. Zeckenmittel schützen Hunde und Katzen in der Regel 4 Wochen bis 3 Monate. Halsbänder können bis zu 8 Monate getragen werden. Besonders bei Urlaubsreisen sollte sowohl der repellierende (abschreckende) als auch der abtötende Effekt ausreichend lange anhalten. In der Gebrauchsinformation finden sich hierzu die notwendigen Informationen.
Die Wurmkur baut keinen mehrwöchigen Wirkspiegel auf
Bei den meisten Anthelminthika (Wurmmittel) handelt es sich um Kombinationspräparate zur Elimination von Rund- als auch von Bandwürmern. Im Gegensatz zu Ektoparasitika, weisen sie keinen Retard- oder Depoteffekt auf: Ist die Arznei verstoffwechselt und ausgeschieden, erlischt die antiparasitäre Wirkung. Die Tiere können sich bereits ein paar Tage nach der Behandlung erneut mit Rund- oder Bandwürmern infizieren.
All-in-One-Formulierungen zur umfassenden Prävention eines Parasitenbefalls werden gerne mit einem vierteljährlichen Behandlungsintervall beworben. Bei Patienten mit einem erhöhten Infektionsdruck sollte ergänzend eine weitere anthelminthische Behandlung nach jeweils 6 Wochen erwogen werden, denn auch diese Mittel wirken nur kurzfristig gegen Magen-Darm-Würmer.
Auch Routine-Maßnahmen gehören in kompetente Hände
Grundsätzlich können Medikamente gegen Endo- und Ektoparasiten gleichzeitig verabreicht werden. Ein Abstand von einigen Tagen zwischen der Gabe des Zeckenmittels und der Wurmkur bietet sich jedoch an, um im Falle von Nebenwirkungen deren Auslöser leichter ermitteln zu können.
Welche Variante für das jeweilige Besitzer:innen-Haustier-Team die beste Lösung darstellt, muss unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile im Einzelfall entschieden werden.
Nicht ohne Grund sind diese Medikamente verschreibungspflichtig und dürfen nach Maßgabe des Tierarzneimittelgesetzes nicht an Laufkundschaft, sondern nur an praxisbekannte Patienten abgegeben werden!
Tipp: Am besten erstellt sich das Praxisteam eine Übersicht mit den regulär vorrätigen Antiparasitika, aus der Tierart, Wirkdauer, Mindestalter und andere Besonderheiten (z.B. „mit Futter einzugeben“ oder „24-Stunden nicht baden“) auf einen Blick zu erkennen sind.
Parasitenkontakt ist unvermeidbar – Prophylaxe daher unverzichtbar
Leider sind lästige Schmarotzer weit verbreitet und unsere Haustiere werden unbemerkt täglich mit ihnen konfrontiert. Artgenossen, Beutetiere, Pfützen, Kot, Schuhwerk usw. können mikroskopisch kleine Wurmeier transportieren. Wildtiere (Igel, Mäuse) tragen Zecken bis in den heimischen Garten. Eine Kontaktvermeidung ist nicht durchführbar. Daher sollten Hunde und Freigängerkatzen während der milden Jahreshälfte kontinuierlich mit einem Zeckenmittel abgedeckt werden. Alle Hunde und Katzen (auch Stubentiger!) müssen regelmäßig entwurmt werden. Standardmäßig wird empfohlen, alle 3 Monate eine Wurmkur durchzuführen. Rohfleischfütterung, jagdliche Führung, Freigang, Kontakt mit gefährdeten Personen, Kot- und Aasfressen sind Indikationen für eine besonders engmaschige Parasitenkontrolle. Die meisten Wurmkuren sind prinzipiell für die monatliche Gabe geeignet.
Nicht gegen alles ist ein Kraut gewachsen!
In der Praxis wird häufig nach Wurm- und Zeckenmedikamenten gefragt, die besonders „schonend“, „pflanzlich“ oder „frei von Chemie“ sind. In Foren, Gassirunden und Tierbedarfsläden kursieren allerlei Mittelchen, die helfen sollen, Plagegeister von unseren Haustieren fernzuhalten. Auch wenn es viele nicht gerne hören: Bernsteinketten, Kokosöl, Knoblauch und Pflanzenelixiere haben keine wissenschaftlich nachvollziehbare Wirkung, sondern schaden im schlimmsten Fall unseren Schützlingen.
Ein zuverlässiger, antiparasitärer Effekt ist ausschließlich bei der korrekten Anwendung von verschreibungspflichtigen Präparaten gegeben.
Das Risiko, Schaden durch eine parasitär bedingte oder übertragbare Erkrankung zu erleiden, ist rational betrachtet viel höher, als ein zugelassenes, tausendfach eingesetztes, schulmedizinisches Medikament zu verwenden!
Kundinnen und Kunden, die Medikamenten generell kritisch gegenüberstehen, müssen besonders gründlich und geduldig informiert werden. Optimalerweise gelingt es, die Bedenken durch eine kompetente Aufklärung auszuräumen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass ein Endoparasitenbefall in der Regel nicht mit bloßem Auge festgestellt werden kann. Nur im Falle einer besonders hohen Wurmbürde können die adulten Würmer im Stuhl gesehen werden. Eine Alternative zu prophylaktischen Medikamentengaben kann ein Parasitenmonitoring durch die wiederholte mikroskopische Untersuchung von Sammelkotproben sein. Diese Vorgehensweise ist allerdings weniger zuverlässig als die regelmäßige Wurmkur.